Ziele und Nachhaltigkeit in der Pferdeosteopathie

Gedanken zur Pferdebehandlung


Sollen Ergebnisse einer Pferdebehandlung nachhaltig sein, so bedarf es einiger grundlegenden Überlegungen, auch und besonders von Seiten der Besitzer. In fast allen Fällen ist eine erfolgreiche Behandlung des Pferdes nur möglich im Zusammenspiel zwischen Pferdetherapeut und Besitzer. 

 

Ziel 1: Ursachen  abstellen

Bewegungseinschränkungen, Widersetzlichkeiten und andere diffuse Abweichungen von der Norm sind ein typisches Betätigungsfeld der Pferdetherapeuten, seien es Osteopathen, Physiotherapeuten oder Chiropraktiker. Die meisten Probleme haben eine längere Vorgeschichte und sind eben nicht auf Weideunfälle und andere Unglücke zurückzuführen.
Mögliche Ursachen sind zum Beispiel falsches Reittraining, die Haltungsbedingungen, unpassendes Equipment oder eine fehlende/ unpassende Hufbearbeitung, um nur einige Beispiele zu geben.
Werden diese Ursachen nicht abgestellt, so kann eine Behandlung dem Pferd zwar Erleichterung verschaffen, aber niemals nachhaltig sein. Für jeden Therapieerfolg ist es notwendig, diese Dinge abzuklären. Als Pferdebesitzer hat man auch so die Möglichkeit, im Vorwege einzugreifen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist und der Pferdetherapeut kommen muss. Dies macht aber auch deutlich, dass bei einer nachhaltigen Therapie ebenso andere Fachkräfte ins Boot geholt werden müssen. Als Besitzer muss man sich von der Vorstellung befreien, dass es einen Unfall gab, der Osteopath den Wirbel wieder zurecht rückt und man weiter machen kann wie bisher. An dieser Stelle ist schon klar zu erkennen, dass es fast immer der aktiven Unterstützzng von Seiten des Pferdebesitzers bedarf.

 

Ziel 2: Schmerz abstellen

Selbstverständlich ist Schmerzfreiheit ein wichtiges Therapieziel.  Schmerz hat oft seinen Ursprung in  Fehlbelastungen des Bewegungsapparates, wird jedoch mit der Zeit selbst Ursache für weitere Beschwerden.  Soll sich die korrekte Bewegungsfunktion wieder einstellen, so ist es wichtig, die Ursachen abzustellen.  Manchmal genügen die unter "Ziel 1" genannten Maßnahmen, damit die Selbstregulierung des Pferdekörpers in Aktion tritt. in vielen Fällen müssen jedoch manuelle Techniken die Selbstheilungskräfte des Körper den entscheidenden Impuls geben.
Auch der Tierarzt leistet hier sehr gute Beiträge, nicht umsonst sind Entzündungshemmer und Schmerzmittel eine funktionierende und wichtige Therapie. Der Einzelfall muss hier den richtigen Weg vorgeben. Die Entscheidung, einem Pferd die Schmerzen aus Therapiegründen (Zum Beispiel, damit ein Pferd nicht in der Box herumtobt) zu belassen, sollte dem behandelnden Tierarzt überlassen werden.

 

Ziel 3: Kompensation und Eigenregulation ermöglichen

Der Körper ist ein Wunderwerk, Knochen, Muskeln Sehnen und alle andere passen sich ständig den Bedingungen an, kleine Verletzungen werden schnell auskuriert und selbst größere Probleme bekommt der Körper in den Griff. Ein wichtiger Faktor bei diesen Vorgängen ist immer die notwendige Zeit als auch der physiologische Bewegungsimpuls.
Probleme bekommt das Pferd immer, wenn zum Beispiel die Zeit für die Genesung fehlt, oder aber das Training falsch bemessen wurde, so dass sich das Gewebe nicht schnell genug anpassen kann und es zu Überlastungen, Entzündungen und Verletzungen kommt. Fehlt dann wieder die notwendige Rekonvaleszenz-Zeit, nimmt der Verschleiß seinen Lauf. 
Viele dieser Prozesse laufen fast unsichtbar ab, so dass man es als Besitzer gar nicht wahr nimmt. Deshalb ist es ja schon so wichtig, dass man als Pferdebesitzer über die Notwendigkeit Von Belastungsfähigkeit und der Notwendigkeit der Reitpausen Bescheid weiß. Leider ist dies kein Thema, was sonderlich viel beachtet oder im Reitunterricht vermittelt bzw. berücksichtigt wird.

Typische Signale für so ein Geschehen wären dann zum Beispiel verminderte Biegefähigkeit, leichte Widersetzlichkeiten, Schwungverlus oder leichte Taktunreinheiten- das Pferd läuft nicht mehr ganz so rund wie frühert. Das Pferd kann seinen Körper nicht mehr voll einsetzen. Als Reiter hört man dann leider meistens etwas von faul, unwillig oder anderen Dingen. Körperliche Probleme werden dann oft als Verhaltensproblem dargestellt. 

Diese kleinen Bewegungseinschränkungen haben einen Schmerzhintergrund. Eine bestimmte Bewegung oder ein weitreichender Bewegungsausschlag würde weh tun, also regeln Rezeptoren im Gewebe die Bewegung in einer Art und Weise, dass vor der schmerzhaften Bewegung Schluss ist. Dabei nimmt das Pferd diesen Schmerz noch nicht einmal bewusst war. Dies wäre dann eine Blockierung. Diese Kompensation hat sein Nachspiel. Wenn sich ein Pferd zum Beispiel im Rücken nicht mehr frei bewegt, kann dies eine Auswirkung auf die Gliedmaßenstellung haben, welche dann ständig fehlbelastet wird. Am Ende dieser langen Kette steht dann die Lahmheit, Spat, Arthrose, Sehnenprobleme. Die Beine sind fast immer die Leidtragenden.
Lahmheit ist also ein Zustand, wo das Pferd am Ende seiner Kompensationsmöglichkeit ist, die extremen Bewegungen werden notwendig, damit es möglichst wenig weh tut. 

Das schönste Ziel aller maunellen Behandlungsformen liegt darin, diese Verschleissketten frühzeitig aufzulösen. Wäre im o. g. Beispiel die Rückenblockierung beseitigt wurden (sofern dies die Ursache war), so wäre in der Folge das Bein korrekter belastet wurden und der Verschleiß hätte verhindert bzw. verzögert werden können.
Pferdeosteopathie oder Physiotherapie unterstützen also die gesunde Funktion von Gelenken, Muskeln und anderen Weichgeweben.

Beim Pferd werden Eigenregulation und Selbstheilungsfähigkeit wieder hergestellt oder verbessert und der Kompensationsrahmen erweitert sich.

Als Pferdetherapeut möchte man sich um die Gesundheit kümmern, der Arzt kommt meist erst, wenn das Pferd schon krank ist.