Pferdeosteopathie, das ganzheitliche Konzept

Die unterschiedlichen Richtungen in der Pferdeosteopathie


Die Unterteilung

Allgemein ist die Pferdeosteopathie ein ganzheitliches Konzept, welches  sich in 4 große Kernbereiche einordnen lässt. Die Unterteilung bezieht sich dabei auf das Gewebe, welches hauptsächlich behandelt werden soll.

Parietale Osteopathie

Die parietale Osteopathie ist der normale Standard, was der Therapeut zu Beginn seiner Ausbildung erlernt. Behandelt werden sämtliche Strukturen- Knochen, Gelenke, Muskeln und Faszien (dazu gehören ebenso Sehnen und Bändern neben den eigentlichen Faszien). Innerhalb dieser Ausrichtung gibt es sehr sanfte Techniken, als auch Techniken, die einen hohen Reiz auslösen und auch mit relativ starkem Kraftaufwand angewendet wird.  Je nach Therapeut kann man also sehr unterschiedliche Behandlungsformen kennenlernen.

 

Fasziale Osteopathie

In der fazialen Pferdeosteopathie steht das Faszien/ Muskelsystem im Fokus.  Auch bei diesem Ansatz gibt es sanfte und unsanfte Techniken, welches aber fast unvermeidlich ist. Verklebte Faszien voneinander zu lösen ist über sanfte Techniken nur schwer möglich. Diese Methode ist sehr interessant, denn Restriktionen im Fasziensystem stören den gesamten Bewegungsablauf des Pferdes und durch die Faszienketten, welche sich durch das ganze Pferd ziehen, können sich auch Probleme sehr schnell ausweiten. Andererseits hat man so auch durch die oberflächlichen Faszien Zugriff auf tiefe Bereiche, da diese miteinander verbunden sind. Weiterhin sind Faszien Teil des Immunsystems. Während  kräftige Techniken aus der parietalen Osteopathie oder Chiropraktik durchaus direkt auf die Gelenke gerichtet sind, wirken die schmerzhafteren Techniken bei der Faszienarbeit nur auf das weiche Gewebe. Strukturelle Schäden an Gelenken sind so mehr als unwahrscheinlich. Ob diese angewendet werden können, hängt dann in erster Linie vom Pferd und dem Einfühlungsvermögen des Therapeuten ab.

Craniosacrale Osteopathie

Craniosacrale Osteopathie: Wie der Name schon sagt, wird der Kopf (Cranio) als auch das Sacrum (Kreuzbein) behandelt, welche über die Struktur der Dura Mater direkt miteinander verbunden sind. Die Techniken sind extrem sanft und erzielen teils sehr erstaunliche Wirkungen. Für mich stellt sich allerdings die Frage, ob eine kleine Verschiebung einer Knochenstruktur im Schädel mehr Auswirkungen auf das Sacrum haben kann als zum Beispiel die kräftigen Muskelzüge aus der Hinterhand. Weiterhin lassen sich die Erfolge bestimmter Griffe auch durch andere Hintergründe (zum Beispiel über die Faszien) erklären.
Im Humanbereich ist die Ausbildung zum Craniosacral Therapeuten sehr lange und die Absolventen, mit denen Kollegen von mir gesprochen haben, bestätigen, dass sie sehr lange benötigt haben, um diese feinen Schwingungen überhaupt zu fühlen und es dann noch deutlich länger dauert, damit auch behandeln und diagnostizieren zu können. Im Pferdebereich reichen da oft Fortbildungen von einigen Tagen.  Ich ganz persönlich bin nicht davon überzeugt, dass diese Therapieform alleine dazu geeignet ist, ein Pferd damit in jedem Aspekt behandeln zu können. Andere Kollegen, die damit sehr viel arbeiten, werden an dieser Stelle garantiert widersprechen. Innerhalb der manuellen Pferdetherapie haben wir mit craniosacralen Techniken gearbeitet, die Wirkungsweise jedoch etwas anderes erklärt. 

Viszerale Osteopathie

Die viszerale Osteopathie sieht einen sehr starken Bezug zwischen Wirbelsäule und Organen. Dies kann man sich ohne weiteres vorstellen, bei Rückenschmerzen können wir auch nicht gut durchatmen. Auch gibt es natürlich die Verbindung über Faszien, Nerven etc... In dieser Therapieform werden Störungen an der Organbeweglichkeit  behandelt. Organprobleme wiederum sollen sich an markanten Stellen der Wirbelsäuleund anderen Körperregionen ablesen als auch behandeln lassen. Als geschulter Therapeut kann man dann über den Gewebezug in die Tiefe bis zum Organ vordringen. Mir ganz persönlich als studierter Ingenieur fehlt hier die Vorstellungskraft, dass man darüber gezielt diagnostizieren als auch behandeln kann. 
Einen Bezug zwischen genereller Organgesundheit und Beweglichkeit sehe ich jedoch auch.  Ob man dieses überaus komplexe Thema der viszeralen Osteopathie wiederum an einem WE-Kurs erlernen kann (wie teils angeboten), steht auf einem anderen Blatt.
Im Humanbereich gibt es viele Hinweise darauf, das diese Therapieform dort funktioniert. Man kann Menschen jedoch auch hinlegen, in bestimmten Stellungen sitzen oder stehen lassen und so ganz anderen Zugriff erhalten. Ein Pferd steht mit einer ständigen Grundspannung. Bei Kleintieren wie Hunden oder Katzen kann ich mir diese Art der Behandlung vorstellen.