Der Begriff "manuelle Therapie" wird im Sprachgebrauch oft als Oberbegriff für alle Methoden verwendet, bei denen der Therapeut mit der Hand- also manuell- arbeitet. Somit werben viele
Osteopathen, Physiotherapeuten und Chiropraktiker mit diesem Begriff.
Im Humansektor jedoch steht dieser Begriff für eine bestimmte Ausbildungsmethode, welche weiterführende Techniken und ein profundes Wissen über jede einzelne Gelenkstruktur benötigt. Ich selbst
kenne nur zwei Institute, welche die manuelle Therapie im ursprünglichem Sinne aufs Pferd übertragen haben und dementsprechend eine weiterführende Ausbildung für bereits praktizierende
Therapeuten anbietet. Eines davon ist das MTAP (manuelle Therapie am Pferd), welches von Tanja Richter geführt wird. Es lohnt sich also nachzufragen, wo ein Therapeut gelernt hat und ein bisschen
zu recherchieren.
Im Fokus bei der Manuellen Therapie das blockierte Gelenk als Ursache. Muskelverspannungen entstehen durch Reflex aus dieser Blockierung. In der Praxis werden also direkt die einzelnen Gelenksflächen behandelt und die umgebende Muskulatur über die Rezeptoren zur Entspannung gebracht. Es sind überaus sanfte Methoden, die sehr effektiv sind und ohne Nebenwirkungen für das Pferd. Allerdings ist ein tiefes Wissen über jedes Gelenksfläche, die Anatomie und die Physiologie des Pferdes notwendig, welches über das Maß von Osteopathie und Physiotherapie herausgeht. Ansonsten ist es möglich, das Gelenk noch weiter zu kompremieren oder zu verkanten.
Zusätzlich wird die Spannung aus den Muskeln und Faszien gesenkt, indem man die freien Nervenendigungen im Gewebe über neuromuskuläre Techniken beruhigt. Beide Maßnahmen ergänzen sich gut, da man nicht genau unterscheiden kann, ob nun das Gelenk oder doch der Muskel die Ursache gewesen ist. Auch die Gewebebehandlung erfordert viel Fingerspitzengefühl, da man durch zu hohen Druck die Rezeptoren noch aktivieren kann und sich die Problematik im Gelenk noch verstärkt. Das Pferd wird dann mit einer kurzfristigen Verbesserung führen, da durch den zu hohen Druck eine Gewebereaktion mit vermehrter Durchblutung angeregt wird. Diese Reaktion überdeckt aber die eigentliche Problematik.
Die manuelle Pferdetherapie kommt ohne Manipulationen oder lange Hebel aus, wie man sie aus der Chiropraktik oder bestimmten Osteopathietechniken her kennt. Die Methode ist sehr sanft
und völlig unspektakulär und man kann sich sicher sein, bereits vorgeschädigtes Gewebe nicht noch mehr zu reizen oder sogar weitere Strukturschäden am Gelenk auszulösen. Bei allen Behandlungen
darf man nicht außer Acht lassen, dass mit in den seltensten Fällen Röntgenbilder besitzt, mit denen man Vorschädigungen teils sichtbar machen kann. Starke Manipulationen ins Gewebe oder
schon arthrotische Gelenke können starke neue Probleme auslösen. Die Nahe Verwandtschaft zur Osteopathie und Chiropraktik verwundert hingegen nicht, das die manuelle Therapie von einer Gruppe von
Ärzten entwickelt wurde, welche in beiden Richtungen ausgebildet war. Die Manuelle Therapie ist wie beschrieben eher neurologisch orientiert, die Chiropraktik eher auf die mechanische Wirkung,
wobei man mittlerweile weiß, dass es dabei auch eher um die neurologischen Aspekte geht.
Die Manualtherapie eignet sich sehr gut für alte Pferde, bei denen man schon von degenerativen Erkrankungen im Gelenksbereich ausgehen muss. Durch die sanften Techniken kommt man auch gut in stark gestresstes Gewebe von Pferden, die schon auf eine leichte Massage überreagieren. Nebenwirkungen sind quasi ausgeschlossen.
Thies Böttcher | 22949 Ammersbek
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